Tirol

Anna Selbdritt

1510/20

Zirbelkieferholz, ungefaßt
Höhe: 97, Breite: 83

Die Gruppe mit Anna, Maria und dem Christuskind auf einem architektonisch reich mit Renaissancemotiven durchgebildeten Thron war einst Zentrum eines Retabels und umgeben von Angehörigen der Heiligen Sippe. Ein verwandtes Beispiel ist Daniel Mauchs Retabel in der Kapelle St. Franz Xaver in Bieselbach bei Augsburg, ehem. Schlosskapelle Horgau, um 1510/20 (Michael Baxandall, The Limewood Sculptors of Renaissance Germany, New Haven und London 1980, S. 303, Tafel 81-83). Die Ähnlichkeit zu diesem Werk, besonders hinsichtlich der Thronarchitektur und der lebendigen Interaktion zwischen den Figuren, aber auch zu anderen Bildwerken aus dem Augsburger Kunstkreis lassen vermuten, dass es sich bei der Berliner Gruppe um einen schwäbischen Import oder die Arbeit eines in Tirol ansässigen Schwaben gehandelt hat. Aus verschiedenen Gründen war der schwäbische Einfluß auf die Kultur des wohlhabenden und benachbarten Inntals nach 1500 sehr hoch, es gibt zahlreiche Beispiele für den Kunsttransfer (Erich Egg, Gotik in Tirol. Die Flügelaltäre, Innsbruck 1985, S. 363-393). Neben der räumlichen Tiefe der Berliner Gruppe durch das weite Vorbeugen Annas sind hier vor allem die Renaissanceelemente und besonders die jungenhaften Engel bemerkenswert.

Erworben 1914 aus Innsbrucker Privatbesitz, zuvor angeblich aus einer dortigen Privatkapelle, Preis 7.200 RM

Anna Selbdritt

Inv. Nr. M 130, erworben 1914